Erinnerungen an die Schulzeit: Der Weihnachtsmann packt aus
"... "Crashkurs!" MM stampfte mit dem Stiefel auf und brummelte in seinen weißen
Bart: "So weit ist es mit uns gekommen. Es ist eine Schande!"
Und schon kramte er tief in seinen Erinnerungen und beschwor die längst
vergessenen Bilder herauf:
Damals, nach einem Weihnachtsfest mit meterhohem Schnee, war ganz früh
morgens ein Rentierschlitten vorgefahren. Seine Mutter hatte ihn geweckt,
ihn noch einmal schnell umarmt, und dann war es in sausender Fahrt durch
die Lüfte gegangen. Er war noch gar nicht richtig wach gewesen und hatte
verwundert die schneebedeckten Häuser und Baumwipfel von oben
angeschaut.
MM sah es vor sich, als sei es gestern gewesen.
Über einem dichten Tannenwald verlangsamte der Schlitten schließlich seine
Fahrt und stoppte vor einem wundersamen Haus. Es war aus Holz und s ah
irgendwie windschief aus mit seinem schrägen Schornstein, aus dem weißer
Rauch schnurgerade zum Himmel aufstieg. Fenster hatte es keine. Nur ein
großes Tor. Vor diesem standen schon ein paar Jungs, und der Größte von
ihnen sagte: "Endlich! Du bist der letzte, alle anderen sind schon da." Und er
rief in die Runde: "Los, Leute! Dann können wir ja rein gehen."
Das große Tor öffnete sich wie von Geisterhand und alle Jungen traten
nacheinander ein. Was sich außen so unscheinbar gezeigt hatte, präsentierte
sich innen viel größer. Und recht behaglich.
Sie durchquerten eine schummerige Halle, die nur mit Kerzen erleuchtet war
und gelangten in ein kuschelig warmes Gewölbe mit einem langen gedeckten
Holztisch. Am Kopfende saß ... der Weihnachtsmann. Am Tag zuvor hatte er
noch Geschenke verteilt, nun saß er hier und guckte erwartungsvoll in die
Runde.
Niemand wusste, was er tun oder sagen sollte, alle blickten sich scheu im
Raum um. "Nun steht doch nicht so dumm rum", meinte der Weihnachtsmann
und machte eine einladende Geste: "Setzt euch erst mal! Ihr werdet
doch sicher hungrig sein."
Als sie auf den Hockern Platz genommen hatten, merkten sie, dass sie zu
zwölft waren. Auf jeder Seite saßen sechs Jungen.
Der Weihnachtsmann betrachtete sie aufmerksam und schmunzelte über ihre
zweifelnden Blicke: "Genau wir ihr saß ich vor vielen Jahren auch einmal an
dieser Tafel. Und auch ich konnte kaum glauben, dass ich jemals ein
Weihnachtsmann sein würde. Aber keine Sorge!" Er klatschte in die Hände
und ein Koch erschien. Mit einer großen Terrine, aus der ein leckerer Duft
strömte. "Sonntagsbraten!", flüsterte einer der Jungen. "Schokoladentorte",
murmelte sein Nachbar. Aber von gegenüber sagte der kleine Blonde:
"Schokoladentorte in 'ner Terrine? Quatsch, das ist Nudelsuppe!"
"Das ist Willem, unser Meisterkoch", meinte der Weihnachtsmann. "Er wird
eure spindeldürren Ärmchen und Beinchen aufpäppeln und dafür sorgen, dass
ihr Fleisch auf die Rippen kriegt. Ja, schnuppert ruhig, er hat für jeden das
Leibgericht. Ich sage euch, in ein paar Jahren seid ihr genauso groß und
wohlgenährt wie ich, denn hier weht ein anderer Wind als draußen und hier
ticken die Uhren anders." Und er zeigte auf die sechseckige Uhr an der Wand,
deren Zeiger sich schwindelerregend schnell drehten..."
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